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Frage und Antwort - Häufig gestellte Fragen

 

 

Ist Homosexualität eine Krankheit? Ist das ansteckend?

Wie sich die Sexualität eines Menschen ausbildet, ist bis heute noch nicht abschließend geklärt. Der aktuelle Forschungsstand führender Sexualmediziner_innen und -therapeut_innen besagt, dass sich die Sexualität von Menschen aus Genen, hormonellen Prozessen im Mutterleib und frühkindlichen Erfahrungen entwickelt. Worüber sich aber alle einig sind ist, dass die Sexualität, egal ob Homo-, Trans- oder Heterosexualität, keine Krankheit und nicht therapierbar ist.  

Homosexualität wurde fälschlicherweise bis 1992 als psychische Störung eingestuft.

Der Grund hierfür liegt in der stark christlich geprägten Geschichte unseres Landes und die Auslegung der Bibel zu Sexualität im Allgemeinen. Im Mittelalter wurde jegliche sexuelle Aktivität, die nur der Lust und nicht der Fortpflanzung diente, als Sünde angesehen. Gleichgeschlechtlicher Sex wurde der Sodomie zugeordnet und unter Strafe gestellt. Diese oder ähnliche Ansichten hielten sich lange und hartnäckig. In der Gesellschaft wuchs das Bild des "Perversen Homosexuellen", was auch einen wesentlichen Einfluss auf die Gesetzgebung hatte: Homosexuelle Handlungen unter Männern waren bis 1994 laut § 175 verboten.

Heute weiß man, dass Homosexualität weder eine Krankheit noch eine Straftat ist, sondern eine gleichwertige Form der Liebe ist. Der Paragraph 175 wurde abgeschafft und die Diagnose "Homosexualität" aus dem ICD (International Classification of Diseases) gestrichen. Trotzdem gibt es auch heute noch Bewegungen, die glauben, dass Homosexualität eine Krankheit und somit heilbar sei. Sie bieten Therapien wie Elektroschocks, Eiswasser und Brechreize zum heilen (u.a Wuestenstrom; DIJG) an. Der Berufsverband deutscher Psychologen und die Bundesärztekammer lehnen solche Therapieversuche jedoch strikt ab.

 

Warum ziehen sich manche “falschrum” an? Was ist eigentlich Transsexualität?

Transsexualität ist nicht wie Homo- oder Heterosexualität eine Form der Liebe, sondern bezieht sich auf die Geschlechteridentität. Die betroffene Person hat also eine andere Vorstellung von ihrem Geschlecht, als der biologische Körper vorgibt. Die Person ist “im falschen Körper” geboren. Im ICD wird sie weiterhin als Störung geführt. In der Neuauflage des DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), an dem sich der ICD orientiert, wurde die Diagnose gestrichen und durch die "Gender Dysphoria" ersetzt. Neu hierbei ist, dass sich der Begriff “Gender” nicht nur auf das biologische/ duale, sondern auch auf das soziale Geschlecht bzw. auf die Geschlechterrolle bezieht. Die psychologische und medizinische Versorgung von Personen mit „Gender Dysphoria“ zielt auf das Ausleben des erlebten und gestalteten “Gender” ab. Dafür können auch eine Hormontherapie und genitalchirurgische Operationen erforderlich sein. Transsexualität ist also auch keine “Krankheit” in dem Sinne, ist aber oft mit medizinische Eingriffen verbunden.



Wollen Lesben eigentlich Männer sein?

Nein. Die sexuelle Orientierung hat nichts mit der Geschlechteridentität zu tun. Lesben sind Frauen, die sich sexuell für Frauen interessieren. Wie sich Lesben verhalten hängt allein von der Persönlichkeit der Person ab und hat nichts mit ihrer Sexualität zu tun.



Verkleiden sich Schwule immer als Frauen?
Männer, die sich als Frauen verkleiden gibt es aus verschiedenen Gründen: Aus Show und wegen Geld (Conchita, Olivia Jones), weil sie tatsächlich transsexuelle Frauen sind (Lorielle London) oder aus politischen Gründen (so genannte Tunten).



Wer ist jetzt in eurer Beziehung der Mann und wer ist die Frau?

Weder noch. Homosexuelle Beziehungen leben davon, dass zwei Männer, respektive zwei Frauen gleichberechtigte Partner_innen darstellen. Rollenverteilungen werden je nach Fähigkeiten oder Vorlieben verteilt. So kann ein Partner gut kochen und Autos reparieren, ein anderer verdient mehr Geld und kümmert sich um den Garten. Dominanzen in einer Beziehung haben auch übrigens nichts mit dem Geschlecht zu tun (“Die Frau hat die Hosen an”).


Wie habt ihr überhaupt Sex? Haben Männer immer nur Analsex? Benutzen Lesben immer Dildos?

Nein/Ja. Sex ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks und ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Eine generelle Aussage darüber, wie Homosexuelle Menschen Sex haben, ist daher nicht möglich.

 

Ist Homosexualität/Trans-sein eigentlich illegal? (Hinweis auf Todesstrafe, erzwungene Geschlechtsumwandlung in Iran etc)

Nein. Nicht in Deutschland. Zumindest nicht seit 1994. Der Paragraph 175 bestrafte männliche Homosexualität, als Gesetz übernommen aus der NS-Zeit, mit bis zu fünf Jahren Gefängnis. In der DDR wurde der parallele Paragraph 151 bereits 1988 kassiert, erst nach der Wiedervereinigung musste auch die BRD den Straftatbestand entfernen. Noch bis heute sind Personen, die nach Paragraph 175 bestraft wurden, nicht rehabilitiert.
International ist Homosexualität in 68 Ländern verboten, in sieben Ländern droht die Todesstrafe.



Dürft ihr eigentlich heiraten?

Nein. In Deutschland dürfen gleichgeschlechtliche Paare nicht heiraten. Es gibt die eingetragene Lebenspartnerschaft, die der Ehe ähnlich ist. Allerdings dürfen gleichgeschlechtliche Paare unter Anderem nicht gemeinsam Kinder adoptieren und haben beim Tod des_der Partners_in häufig keinen Anspruch auf eine Hinterbliebenenversorgung. Sollte ein_e Partner_in in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft nicht die deutsche Staatsbürgerschaft haben, bewahrt die Partnerschaft nicht vor einer Abschiebung. Als Resultat sind LGBTQ Menschen in ihren Partnerschaften gesetzlich nur schlecht geschützt.



Dürft ihr Kinder adoptieren?

Nein. Gleichgeschlechtliche Partner_innen dürfen nicht gemeinsam Kinder adoptieren. Viele adoptierende Paare entscheiden sich dazu, eine Adoption von einem_r  Partner_in durchführen zu lassen und das Kind später in einer Sukzessivadoption “dazu zu adoptieren”.  Auch leibliche Kinder des_der Partners_in können sukzessiv adoptiert werden. Bis zur Adoption hat das Elternteil keinerlei Rechte am Kind und darf keine medizinischen oder rechtlichen Entscheidungen treffen. Frauen-Paare dürfen übrigens auch keine Samenspenden zur künstliche Befruchtung erwerben, genauso wenig wie allein stehende Frauen.



Sind Kinder von LGBTQ-Eltern “auch so”?

Nein/Ja. Eltern können die sexuelle Orientierung ihrer Kinder nicht durch ihre Erziehung beeinflussen. Ansonsten müssten alle Kinder von heterosexuellen Paaren heterosexuell sein und alle Kinder von homosexuellen Eltern, homosexuell. Das ist aber nicht der Fall. Auf die sexuelle Orientierung unserer Kinder haben wir keinen Einfluss! Eltern haben aber einen Einfluss auf das Sozialverhalten und die Empathieausbildung ihrer Kinder.


Werden Jungs, die rosa tragen, schwul?

Nein. Rosa war früher tatsächlich eine sehr männliche Farbe: Die Farbe Purpur war lediglich den Königen vorbehalten und ein Zeichen von Geld und Macht.

 

Wie soll ich das denn meinen Kindern erklären?

“Tante Charlotte hat keinen Mann, sie hat eine Frau. Das kommt zwar nicht ganz so häufig vor, aber sie haben sich genau so lieb wie Mama und ich.”

“Liebe hat nichts mit dem Geschlecht zu tun. Mädchen können Mädchen lieben und Jungs können Jungs lieben ebenso wie Jungs sich in Mädchen verlieben können. Das ist ganz normal.”

“Wir dachten immer, Onkel Karl wäre ein Mädchen. Er hat uns aber erklärt, dass das nicht so ist.”

(Improvisierte Beispielsätze, denkt euch gerne was anderes aus)

 

In der Bibel steht aber…

 

Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel (Lev 18,22)
... Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beiden des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen (Lev 20,13)
In der Bibel steht auch:...
Du sollst kein aus zweierlei Fäden gewebtes Kleid anlegen. (3. Mose 19,19)

Du sollst deinen Bart nicht stutzen (3. Mose 19,27)
Lass nicht ab, den Knaben zu züchtigen; denn wenn du ihn mit der Rute schlägst, so wird er nicht sterben (Sprüche 23,13)
Wenn ein Mann mit einer Frau während ihrer Menstruation Sex hat, sollen sie beide „ausgerottet werden aus der Mitte ihres Volkes“. (Leviticus 20:18)
Frauen sollten ihr Haar nicht schmücken oder Flechten oder jeglichen Schmuck oder kostbare Kleidung tragen. (Das würde auf heute übertragen wohl auch das Färben der Haare und Make-Up einschließen. - 1 Petrus 3:3, 1 Timotheus 2:9)
Wenn du herausfindest, dass eine Stadt einen anderen Gott verehrt, sollst du die Bewohner töten und die ganze Stadt mit allem darin anzünden. (Deuteronomium 13:12-15)



Warum sind auf dem CSD immer so komische Leute?
Der Christopher Street Day wird jährlich gefeiert um an die Aufstände von Homo- und Transsexuellen gegen die Willkür der Polizei in New York am 28. Juni 1969 zu erinnern. Zu diesem Anlass demonstrieren seither tausende Menschen für ihre Rechte und für eine offenere Gesellschaft. Tunten, Lederkerle und Paradiesvögel gehören genauso zu einer offenen Gesellschaft wie die spießige homosexuelle Nachbarin mit Kind von nebenan.  Fetische und sexuelle Vorlieben sind allerdings nicht mit der sexuellen Orientierung zu verwechseln. Auch Heterosexuelle haben Spaß an SM (siehe 50 Shades…)

 

Das ist doch unnatürlich! (in der Natur vorkommende Homosexualität)

Nein. Die Natur selbst bringt Homosexualität hervor, nicht der Mensch. Bereits bei über 1500 Tierarten wurde homosexuelles Verhalten beobachtet (sogar bei Insekten). Demnach kann Homosexualität alles sein, aber nicht widernatürlich.

 

Warum ist das jetzt plötzlich überall? Das ist doch alles nur ein Trend!

Nein. Wir haben mittlerweile das Glück in einer wesentlich offeneren Gesellschaft zu leben als noch vor 30 Jahren. Durch diese größere Offenheit trauen sich mehr Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung oder zu ihrem Gender zu stehen. Dadurch wirkt es, als seien es mehr Menschen homo- oder transsexuell “geworden”. Tatsächlich ist aber die absolute Zahl homo- und transsexueller Menschen zu jedem Zeitpunkt ungefähr gleich. Von einem Trend kann man in der Mode sprechen, Homo- oder Transsexualität sind nicht schick, sie sind einfach da.

 

Ist das eine Phase?

Nein. Falls ja, dauert sie bei manchen Menschen bereits 60 Jahre.

Quellen


American Psychiatric Association: Gender Dysphoria. In: DSM-5, 2013

Bundesministerium für Justiz: Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft (LPartG), 2001. Zuletzt geändert am 20.11.2015. URL:
https://www.gesetze-im-internet.de/bundesrecht/lpartg/gesamt.pdf

Böhm, Mirco: Der Zusammenhang zwischen dem Demokratisierungsgrad einer Gesellschaft und der Lage der Homosexuellen, die in ihr leben. 2011, Universität Leipzig


Pressemitteilung der Bundesärztekammer. URL:
http://www.bundesaerztekammer.de/aerztetag/aerztetage-ab-2006/117-deutscher-aerztetag-2014/presseinformationen/homosexualitaet/

 

 

Die Bibel. URL: https://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/

Smilla, Ebeling, Schmitz, Siegrid (Hrsg.): Geschlechterforschung und Naturwissenschaften, 2006.
Rinscheid, Adrian: Entkriminalisierung ohne Individualisierung? Eine komparativ-historische Fallstudie zur Entkriminalisierung von Homosexualität in BRD und DDR. In: Zeitschrift für vergleichende Politikwissenschaft, Vol. 7, Ausgabe 3, 2013
Calvo, Kerman: Sacrifices that Pay: Polity Membership, Political Opportunities and the Recognition of Same-Sex Marriage in Spain, in: South European Society & Politics 12, 2007